Freitag, 24. Februar 2012

Wie investiert man aufgezwungenes Geld?


Die Buchpreisbindung zwingt Grossbuchhandlungen und Buchdiscounter dazu, höhere Gewinne zu machen. Das zusätzliche Geld würde wohl investiert - sicher nicht zum Vorteil der kleinen Sortimentsbuchhändler.


Die Schweiz kennt aktuell keine Buchpreisbindung. Jede Buchhandlung kalkuliert die Verkaufspreise von Büchern deshalb aufgrund ihrer jeweiligen Kosten. Tiefere Kosten ermöglicht tiefere Preise, höhere Kosten führt zu etwas höheren Verkaufspreisen.


Gesetzlich aufgezwungener Gewinn
Ich frage mich nun, was passieren würde, wenn die Buchpreisbindung wieder eingeführt würde. Das würde ja bedeuten, dass Discounter und Grossbuchhandlungen plötzlich mehr für die Bücher verlangen müssten, als sie eigentlich bräuchten. Sie würden also noch mehr Gewinn machen, als sie das heute schon tun, und dies vom Gesetz "aufgezwungen".


Zusätzliches Geld investieren
Wie würden diese Händler nun aber das zusätzliche Geld investieren, das ihnen durch die Buchpreisbindung zugeschanzt wird?
  • Mehr Werbung, um den Kleinen noch mehr Kunden abzuwerben?
  • Bessere Homepages und Apps, damit das Büchereinkaufen von zuhause und unterwegs noch einfacher wird?
  • Bestehende Filialen ausbauen und damit noch mehr kleine Buchhandlungen verdrängen?
  • Neue Filialen an bester Lage eröffnen, um näher bei den Kunden zu sein und so den Kleinen noch mehr Kunden abjagen?
Egal, wofür sich die Grossen entscheiden, als kleiner Sortimentsbuchhändler würde ich mir Sorgen machen!

Die Buchpreisbindung hilft den kleinen Buchhandlungen nicht. Im Gegenteil, sie hindert sie daran, innovative Ideen umzusetzen.
Ich habe viele Jahre im Buchhandel gearbeitet (Zwischen- und Endhandel) und weiss deshalb, weshalb ich zur Buchpreisbindung ein "Nein" einlege.

Freitag, 17. Februar 2012

Lasst uns Schätze entdecken!

© S. Hofschlaeger / pixelio.de
Verlage sind für die Buchpreisbindung, weil sie "ein gutes Buchhandlungsnetz" in der Schweiz brauchen, um ihre Bücher zu vertreiben (Argumentarium des SBVV). Nur so durch ein flächendeckendes Verkaufsnetz sei es nämlich möglich, einheimische Autoren zu fördern. Dabei gäbe es deutlich kreativere Wege als ein Kartell.


Ohne Buchpreisbindung hätten kleine Verlage und unbekannte Autoren keine Möglichkeiten, in die Regale von Buchhandlungen zu kommen. 


Buchhändler können Qualität von Ramsch unterscheiden
Wer so argumentiert, kennt unsere Buchhändler nicht. Diese sind nämlich sehr wohl in der Lage, Qualität von Ramsch zu unterscheiden. Qualität, auch wenn sie aus der Feder eines unbekannten Autors stammt, findet den Weg in die Buchhandlungen und wird den Kunden auch empfohlen. Buchhändler sind letztlich aber auch kaufmännisch handelnde Menschen. Allein die Tatsache, dass jemand ein unbekannter einheimischer Autor ist, reicht beim besten Willen nicht, um in einer Buchhandlung angeboten zu werden. Kein Buchhändler kann sich Ladenhüter leisten egal, ob eine Buchpreisbindung existiert oder nicht. Ladenhüter sind totes Kapital. Ein fixer Verkaufspreis nützt nichts, wenn das Buch nicht verkauft werden kann.


Neue Wege finden, um Markttauglichkeit zu testen
Verlage träumen davon, einen neuen "Dürrenmatt" oder "Frisch" zu entdecken, einen Autor also, der in den kommenden Jahren auflagenstarke Titel verspricht. Für Verlage stellt sich also täglich die Frage, welche der unzähligen eingereichten Manuskripte von Autoren stammen, die Potenzial haben. Von vielversprechenden Autoren druckt man gewöhnlich eine kleine Auflage (zum Teil lässt man diese sogar vom Jungautor finanzieren!) und gibt die Bücher den Reisenden mit. Diese wiederum stellen die Jungautoren den Buchhändlern vor, um zu testen, ob ein Autor ankommt. Warum geht man nicht neue Wege?


Virtueller Literaturtreffpunkt
Ich stelle mir einen gemeinsamen Treffpunkt im Internet vor. Autoren haben dort die Möglichkeit, ihre Texte auf einer zentralen Plattform zu veröffentlichen: Passagen aus einem Buch, ein Gedicht oder eine ganze Kurzgeschichte aus einer Sammlung, geschrieben oder - warum nicht? - vorgelesen vom Autor selber (Audio oder Video). 
Jeder Autor bestimmt selber, ob das Buch als Download zur Verfügung stehen soll (gratis oder kostenpflichtig) oder ob es gedruckt und gebunden als Book on Demand bestellt werden kann.
Besucher dieser Homepage wären Buchliebhaber, die voller Spannung neue Autoren und Texte entdecken wollen - und natürlich Verlage auf der Suche nach Talenten und Buchhandlungen, die Lesungen mit Jungautoren durchführen möchten.


Junge Musiker als Vorbild
Die Idee ist nicht neu. Fünf öffentliche Radiostationen der Schweiz (DRS3, RETE3, Couleur3, Virus und RTR) betreiben seit 2006 gemeinsam die Musik-Plattform "mx3.ch". Bands laden ihre Songs hoch und werden von Musikkonsumenten, Radiostationen, Konzertveranstaltern und Plattenlabels entdeckt (MX3 - Was ist das?).
Warum betreibt der SBVV keine vergleichbare Plattform für Autoren? So könnte echte Förderung von jungen Talenten betrieben werden. Talente würden entdeckt und könnten durch engagierte Verlage weiter gefördert und aufgebaut werden - bis sie schlussendlich als gewinnbringende Titel in den Buchhandlungen landen. Der Betrieb einer solchen Plattform kostet Geld, dafür könnten aber bestimmt Kulturgelder und Sponsoren aquiriert werden.


Spreu trennt sich vom Weizen
Wie auf MX3 würden auch auf der neuen Literaturplattform Inhalte veröffentlicht, die nicht markttauglich wären. Autoren erhielten die Rückmeldung neu aber nicht mehr von einem Mitarbeiter eines Verlags ("Der hat ja keine Ahnung von meinem Talent!"), sondern von vielen Besuchern. All die Hausfrauen, die ihre schwere Kindheit in einem Buch verarbeiten oder eine breite Leserschaft an Tragik ihrer gescheiterten kenianischen Liebschaft teilhaben lassen wollen, werden die Erfahrung machen, dass sie damit keine Leser erreichen. Schätze aber werden entdeckt und finden einen Markt.


Das Heft selber in die Hand nehmen
Wenn es den Befürwortern der Buchpreisbindung, insbesondere den Verlagen und dem SBVV, wirklich um die Förderung des Buchs und der jungen Autoren geht, müssen sie das Heft selber in die Hand nehmen. Ein grosses Buchhandlungsnetz kann nur mit innovativen Ideen bestehen, nicht mit einem Kartell. Verkaufspreise fixieren und warten, bis die Kunden in den Fachhandel kommen, reicht einfach nicht.


Die Buchpreisbindung löst die Probleme des Buchhandels nicht. Im Gegenteil, sie hindert Buchhandlungen daran, innovative Ideen umzusetzen.
Ich habe viele Jahre im Buchhandel gearbeitet (Zwischen- und Endhandel) und weiss, weshalb ich zur Buchpreisbindung ein "Nein" einlege.



Donnerstag, 16. Februar 2012

Mögen Sie Wein?

© Peter Smola /pixelio.de


Mögen Sie Wein? - Eine Frage, die man selten mit ja oder nein beantworten kann. Wie die Frage "Mögen Sie Bücher?".


Manche mögen weissen Wein, andere roten. Für einige darf es kein Tropfen aus Übersee sein, andere schwören auf Südafrikanischen Rebensaft. Interessant auch, dass es Weintrinker gibt, die den Wein unbedingt aus einer Flasche mit Korken haben müssen, obwohl Wein aus einem sogenannte "Bag in Box" nicht schlechter ist als Flaschenwein (Bericht "Château Carton", DRS1). Tetrapack und Wein aus der Dose konnten sich nicht durchsetzen. Trotzdem: Für die einen ist eben nur der Inhalt wichtig, für andere auch die Verpackung.


Inhalt oder Verpackung?
Bei Büchern ist es ähnlich. Es gibt Leser, die für sich selber die Auswahl bereits einschränken, bevor sie den Buchladen betreten, andere sind offen für neue Autoren aus neuen Gegenden oder Genres. Auch die Verpackung spielt eine Rolle: Gebunden, Brochiert oder als Datei auf dem Reader: Viele haben ihre persönlichen Vorlieben oder No-Gos.


Fachhandel ist selbstverständlich teurer als Supermarkt
Einen Unterschied gibt es dann aber doch: Beim Wein stört sich niemand daran, dass er in der Weinhandlung teurer ist als im Supermarkt, und jeder ist bereit, für eine grössere Auswahl und eine fachmännische Beratung etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Buchliebhaber hingegen sollen, wenn es nach einigen Buchhändlern und dem SBVV geht, gezwungen werden, überall den gleichen Preis zu bezahlen. 


Mangelndes Vertrauen des SBVV?
Traut der SBVV den Buchhändlern nicht zu, eine gute Beratung anzubieten, die der Kunde selbstverständlich mit einem etwas höheren Kaufpreis honoriert? - Die Buchhändler, die ich kenne, und das sind einige, bieten durchwegs Top-Beratungen, für die ich gerne einen etwas höheren Buchpreis bezahle! Es kann aber nicht sein, dass ein Kunde bei Bestsellerschleudern ohne Beratung den gleich hohen Preis bezahlt wie im Fachhandel.


Was beim Wein selbstverständlich ist, sollte auch beim Buch selbstverständlich sein. Der Kunde muss die Wahl haben zwischen

  • Massenware ohne Beratung, dafür günstig
  • grosse Auswahl und Beratung durch Fachpersonal, dafür etwas teurer

Der Kunde, der im Supermarkt oder Internet einkauft, geht nicht in den Fachhandel, nur weil es dort gleich teuer ist. Er bezahlt bei gleichen Einkaufsgewohnheiten einfach mehr für seinen Einkauf. Und wer jetzt behauptet, Wein sei eben, im Gegensatz zum Buch, kein schützenswertes Kulturgut, mag Wein wirklich nicht.


Die Buchpreisbindung hilft weder den Autoren noch den kleinen Buchhandlungen. Im Gegenteil, sie hindert Buchhandlungen daran, innovative Ideen umzusetzen.
Ich habe viele Jahre im Buchhandel gearbeitet (Zwischen- und Endhandel) und weiss, weshalb ich zur Buchpreisbindung ein "Nein" einlege.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Buchpreisbindung: Alles Käse oder was?

© Netti69 / pixelio.de

Jedes Jahr müssen mehrere dutzend Landwirtschaftsbetriebe schliessen, weil sie nicht mehr rentabel sind. Gleichzeitig gibt es nicht mehr in jedem Dorf eine Verkaufsstelle für Milch, Käse und andere Milchprodukte. Um die Misere zu lösen, soll ein fixer Milchproduktpreis geprüft werden.

Heute bezahlt man für einen Liter Milch, je nach Geschäft, zwischen CHF 1.20 und CHF 1.80. Vor allem in kleinen Läden bezahlt man häufig mehr als im Discounter. Gleichzeitig beklagen sich Bauern darüber, dass sie die Milch kaum noch kostendeckend produzieren können. Eine Fixierung der Preise aller Milchprodukte scheint die beste Lösung zu sein. Die Milchverarbeiter dürfen die Preise bestimmen.

Milchprodukte überall gleich teuer
Dank den fixen Milchproduktpreisen bezahlen alle Kunden für ein bestimmtes Produkt überall in der Schweiz gleich viel. Für die Landenbesitzer entfällt das lästige Kalkulieren von Preisen, einzig im Einkauf müssen sie vergleichen. Es kann durchaus sein, dass der eine Lieferant gewisse Produkte einige Prozent günstiger anbietet als sein Mitbewerber.

Nicht alle Akteure sind glücklich
Der Bauer hat leider nichts vom fixen Milchproduktpreis. Der Milchverarbeiter wird den Preis vorgeben, zu welchem er die Milch übernimmt.
Als kaufmännisch geführtes Unternehmen wird der Milchverarbeiter versuchen, möglichst günstig einzukaufen und möglichst teuer zu verkaufen. Egal, ob der Ladenbesitzer an einen fixen Verkaufspreis gebunden ist oder ob er den Verkaufspreis frei kalkulieren darf: Der Zwischenhändler agiert immer gleich.
Bei den Ladenbesitzern ist das Bild nicht einheitlich. Während die Discounter für Milchprodukte plötzlich mehr verlangen müssen, als sie eigentlich bräuchten, können andere Läden nicht mehr den Preis verlangen, den sie haben müssten, um alle Kosten zu decken. Für sie wird der Verkauf von Milchprodukten zum Verlustgeschäft.

Unterstützung indiviuell prüfen
Wenn wir anerkennen, dass Milchprodukte wichtig sind in unserem Land, und wenn wir gleichzeitig feststellen, dass der Markt nicht funktioniert, müssen wir regulierend eingreifen. Wir müssen bei allen an Produktion und Vertrieb Beteiligten individuell prüfen, wo sie welche Unterstützung brauchen:

Bauern und ihre Kühe: Ohne sie gibt es keine Milch. Wenn wir Milchprodukte wollen, müssen wir sie besonders im Auge behalten. Wie wir oben festgestellt haben, verbessert ein fixierter Endverkaufspreis ihre Situation nicht. Hier müssen wir mit Direktzahlungen unterstützen (die Bedingungen müssten noch bestimmt werden) oder einen Mindestpreis festsetzen, zu welchem der Landwirt seine Milch an den Verarbeiter verkaufen kann.

Milchverarbeiter: Die Bauern könnten ihre Milch auch direkt vermarkten. Die Herstellung von Käse, Joghurt, haltbarer Milch, usw. gehört aber nicht zur Kernkompetenz des Landwirts, dies muss der Milchverarbeiter übernehmen. Möglich, dass kleine einheimische Betriebe öffentliche Unterstützung benötigen, um lokale Bedürfnisse abzudecken. Auch hier muss die Unterstützung gezielt passieren, nicht mit der Giesskanne.

Händler / Ladenbesitzer: Wir müssen uns einig werden, ob wir in jedem Dorf oder Weiler eine eigene Verkaufsstelle für Milchprodukte brauchen. Wahrscheinlich ist es zumutbar, dass man einen kleinen Weg unter die Räder nimmt, um zu Milch zu kommen. Je nach Gebiet sind alternative Vertriebskanäle zu prüfen (Hauslieferung, mobiler Händler mit einem Verkaufslastwagen, ...).

Fazit
Ein fixer Milchproduktpreis löst das Problem offensichtlich nicht. Wenn aber klar ist, welche Ziele man erreichen will und wen man genau unterstützen möchte, kann man gezielt fördern.
  • Wollen wir möglichst viele Bauern oder sollen nur die von der Milchproduktion leben können, die eine bestimmte Menge oder Qualität herstellen können?
  • Was ist der Job der Milchverarbeiter? Sollen sie frei entscheiden können, was sie produzieren und so womöglich nur gut verkäufliche Massenware auf den Markt bringen? Oder sollen sie gezwungen werden, auch Nischenprodukte herzustellen (evtl. unter Vergütung des dafür nötigen Aufwands).
  • Welche Vertriebskanäle wollen wir? Soll in jedem Dorf ein Milchlädeli stehen mit einer riesigen Käsetheke, an welcher sowohl Emmantaler und Tilsiter als auch Hinterwäldler Schafkäse erhältlich ist? Oder reicht es wenn in kleineren Orten ein Laden steht, der vakumierte Käseabschnitte anbietet und auf Wunsch Spezialitäten bestellen kann? Müssen Leckerbissen überall gleich viel kosten oder versteht der Konsument, dass ein Produkt in einem Geschäft mit grosser Auswahl und guter Beratung etwas teurer ist als bei einer Bestellung übers Internet?
  • Kann der Absatz eines Produktes über einen fixierten Verkaufspreis gefördert werden? Wird ein bestimmter Käse eher verkauft, wenn er überall gleichviel kostet oder gibt es wichtigere Gründe, ihn in den Einkaufkorb zu legen (Geschmack, Konsistenz, ...)? Wird ein Discounter ein Nischenprodukt ins Sortiment aufnehmen, nur weil er es zum gleichen Preis verkaufen kann wie das Spezialitätengeschäft? - Oder führt der Discounter sowieso immer nur gut absetzbare Massenware, egal, ob der Verkaufspreis frei oder fixiert ist?

Aufgabe:
Ersetze
  • Bauer durch Autor
  • Milchprodukte durch Bücher
  • Milchverarbeiter durch Verlag
  • Milchladen durch Buchhandlung
und prüfe, ob ein fixierter Endverkaufspreis mit den neuen Wörtern mehr Sinn macht als mit den alten.
Wenn nein: Lasst uns zielführendere Wege finden, um die Vielfalt in der Welt der Bücher zu sichern. Wer Bücher liebt, wie ich, will verhindern, dass der Buchhandel an fixierten Endverkaufspreisen zugrunde geht.

Ich habe viele Jahre im Buchhandel (Zwischen- und Endhandel) gearbeitet. Ich kenne das Geschäft und weiss deshalb, weshalb ich gegen die Buchpreisbindung bin.

Dienstag, 7. Februar 2012

Sammelaktionen, bei denen das Sammeln zur Nebensache wird

Animanca: Steine und Sammeltüte
Nach Nanomania, Dominomania und Quizmania läuft in der Migros aktuell Animanca. Es gilt, Spielsteine zu sammeln, die man allerdings nur erhält, wenn man genügend Umsatz generiert - oder die anderen Kunden richtig einschätzt.

Unter den Migroskindern gibt es drei Gruppen: Jene, die die Sammelaktionen liebt, jene, die sie hasst und jene, denen sie egal sind. Ich gehöre definitiv zur ersten Gruppe. Nicht, weil ich wirklich scharf auf die Sammelartikel bin, sondern weil wir uns einen Spass daraus machen, die anderen Kunden einzuschätzen.

Beuteschema: Jung und Single
Bevor wir uns an einer Kasse in die Reihe stellen, versuchen wir herauszufinden, wo man am ehesten Steine erbetteln kann.
Kunden, die selber Kinder zu Hause haben könnten, sind schlecht. Sie brauchen die Steine für die eigene Familie.
Senioren ergeben auch selten eine gute Ausbeute. Sie wurden bereits von den Enkeln und Nachbarskindern auf die begehrten Sammelartikel angesetzt.
Fast immer klappt das Schnorren bei jungen Singeln. Keine eigenen Kinder, keine Enkel, sie verschenken gerne an Unbekannt.

Trainierter Hundeblick
Der Grosse und ich sprechen uns vor der Kasse jeweils kurz ab. Alle Schlangen checken, und hoffen, die richtige erwischt zu haben. Wenn der Kunde vor einem am Bezahlen ist, ist die Konzentration am höchsten. Wenn auf die Frage der Kassierin "Sammled Si d Stei?" ein gelangweiltes "Nei" des Kunden folgt, muss man blitzschnell reagieren. "Dörf ich's ha?" fragt der 4jährige schnell, so dass niemand seinem Hundeblick widerstehen kann. Sammeln wird so zur Nebensache. Genau beobachten und den Mut aufbringen, wildfremde Menschen anzusprechen, gehören genau so dazu.

P.S.: Der Grosse weiss natürlich, dass er Fremde nur ansprechen darf, wenn Mama oder Papa dabei sind.

Statt Buchpreisbindung: Buchhandlungen fit machen

        © Benjamin Thorn / pixelio.de

Buchhandlungen müssen seit einigen Jahren in einem harten Umfeld bestehen. Der Schweizerische Buchhändler- und Verlegerverband SBVV sucht das Heil in vorgeschriebenen Verkaufspreisen für Bücher. Besser wäre es, er würde seine Mitglieder für die kommenden Herausforderungen fit machen.

Bis 2007 gab es in der Schweiz die Buchpreisbindung, der Verlag gab den Endverkaufspreis für einen Titel verbindlich vor. Der Buchhändler musste keine Preise kalkulieren, und weil dieses System so bequem war, wurden auch Titel zu unverhandelbaren Fixpreisen verkauft, die gar nicht unter die Buchpreisbindung fielen (z.B. englische Titel).

Kleine Buchhandlungen in Schieflage
Bereits zu Zeiten der Buchpreisbindung hatten es kleine Buchhandlungen schwer. Grosse Ketten eröffneten zum Teil mehrstöckige Büchereinkaufszentren, andere konzentrierten sich auf Bestseller. Viele traditionsreiche, kleine Buchhandlungen mussten schliessen.
Die Aufhebung der Buchpreisbindung entschärfte das Problem nicht. Die Grossbuchhandlungen und Bestsellerschleudern kalkulierten ihre Preise neu, konnten gut laufende Titel günstiger anbieten und verdienten das Geld mit der abgesetzten Masse. Kleinere Buchhandlungen mit guter Beratung konnten trotz vergleichsweise höherer Preise bestehen. Einige Buchhandlungen mussten leider schliessen.

Preis nicht ausschlaggebend
Die Befürworter der Buchpreisbindung argumentieren, dass festgeschriebene Preise die kleinen Buchhandlungen vor zerstörerischem Preiskampf schützen würden. Dabei verschweigen sie, dass bereits vor dem Fall der Preisbindung ein "Lädelisterben" stattgefunden hatte. Die Preise können also nicht alleine Schuld sein.
Ich sehe die Gründe vielmehr bei den Einkaufsgewohnheiten der Kunden. Es sind längst nicht mehr nur Freaks, die übers Internet einkaufen, es ist die breite Masse. - Und je mehr Einkäufe online getätigt werden, desto weniger "Offline-Einkaufsmöglichkeiten" braucht es. Dies betrifft sämtliche Bereiche: Elektronik, Möbel, Reifen, Lebensmittel und eben auch Bücher. Ein Lädelisterben ist die Folge, und die lässt sich nicht mit festen Verkaufspreisen aufhalten.

Bücher brauchen kein Ladengeschäft
Im Gegensatz zu Winterreifen oder Lebensmitteln muss ein Buch nicht physisch vorhanden sein. Ein Download auf einen Reader reicht. Gleichzeitig setzen immer mehr junge Autoren auf das Modell "Book on Demand (BoD)". Hier wird das Buch erst bei einer Bestellung gedruckt, gebunden und direkt ab Druckerei/Buchbinderei an den Leser geschickt. Bei beiden Modellen verhindert die Buchpreisbindung nicht, dass die Buchhandlungen immer weniger Kunden haben.

SBVV setzt auf das falsche Pferd
Der Vertrieb von Literatur verlagert sich immer mehr weg von der klassischen Buchhandlung. Der Ferienkrimi wird auf das Kindle geladen, Jungautoren vertreiben ihre Werke über BoD und statt eines 20bändigen Lexikons googelt man neues Wissen.
Und wie reagiert der SBVV auf diese Entwicklung? - Er fordert fixe Buchpreise. Glaubt jemand ernsthaft daran, dass auch nur ein einziger Kunde seinen E-Book-Reader weglegt, wenn ein gedrucktes Buch zum gleichen Preis erhält wie die Datei? Quatsch! Wer lieber einen leichten Reader mit in den Urlaub nimmt als 5 Bücher, wird das auch in Zukunft tun.
Selbst wenn der SBVV die Abstimmung gewinnen sollte, löst er das Problem der kleinen Buchhandlungen nicht. Im Gegenteil.

Innovation statt veraltete Modelle
Nur innovative Händler werden im Markt bestehen. Das sind Buchhandlungen, die eine sehr gute, individuelle Beratung anbieten und gleichzeitig an den Markt angepasste Ideen umsetzen. Hier einige Ideen von mir (einem ehemaligen Lehrlingsausbildner in einer Buchhandlung):
Konzentration auf eine Sparte: Diese Idee ist nicht neu, kann aber funktionieren. In Zürich existiert zum Beispiel seit vielen Jahren der Erotic Book Store. Andere Händler konzentrieren sich auf Comics, französische Literatur, ...
Patenschaft für junge AutorInnen: Begleitet junge Autoren, indem ihr ihre Bücher im Sortiment habt und ganz gezielt Werbung macht für sie. Organisiert Lesungen, gebt ihnen eine Bühne. Richtet eine Sitzecke ein, wo die Autoren vorbeischauen, einen Kaffee trinken, mit Kunden diskutieren und nebenbei eine Widmung ins eben erworbene Buch schreiben. Macht die Buchhandlung zum Paradies für Entdecker neuer Schreiber!
Gezielt Rabattaktionen durchführen: Auch das keine neue Idee, aber mit der Buchpreisbindung nicht möglich. Nur ohne Buchpreisbindung könnt ihr vor den Sommerferien, wenn das Geschäft sowieso flau ist, versuchen, eine schöne Masse Bücher abzusetzen, indem ihr Ferienrabatt gewährt. Auch Geburtstags-, Muttertags-, Kälte- und andere Rabatte sind nur ohne Buchpreisbindung möglich. Mit Buchpreisbindung ist jede Form von Rabatten verboten.

Förderung statt Blockade
Statt eines teuren Abstimmungskampfes würde der SBVV das Geld besser in die Weiterbildung seiner Mitglieder stecken. Die Buchhändler sind Fachleute rund ums Buch, aber die wenigsten von ihnen sind Marketingprofis. Hier muss der SBVV ansetzen. Nicht in der Durchsetzung veralteter Ideen, die in der heutigen Zeit nicht mehr funktionieren.

Ich habe viele Jahre im Buchhandel (Zwischen- und Endhandel) gearbeitet. Ich kenne das Geschäft und weiss deshalb, weshalb ich gegen die Buchpreisbindung bin.

Freitag, 3. Februar 2012

Buchpreisbindung: Ein Schuss ins eigene Knie

© RainerSturm / pixelio.de
Ohne vorgeschriebene Buchpreise geht es den Buchhändlern besser, dann können sie die Preise nämlich selber kalkulieren. Sind die Buchpreise vorgeschrieben, hat auch der Preisüberwacher ein Wörtchen mitzureden.


Im Handel gilt normalerweise: Jeder Händler kalkuliert seine Preise aufgrund der konkreten Kosten. Miete, Nebenkosten, Personal, Marketing - all das bezahlt letztendlich der Kunde. Heute gilt dies auch im Buchhandel: Jeder Buchhändler legt die Preise für die Bücher so fest, dass seine Kosten gedeckt werden.


Preis maximal 8% höher als in Deutschland
Ein wichtiger Aspekt geht bei der Diskussion um die Buchpreisbindung gerne vergessen: Feste Buchpreise bedeuten nicht, dass die Verlage die Buchpreise frei festlegen dürfen. Sobald die Buchpreise fixiert sind, sorgt der Preisüberwacher dafür, dass ein Titel nicht mehr als 8% teurer ist als in Deutschland. Laut Andreas Grob, Leiter Buchzentrum Olten (der grösste Zwischenhändler im schweizer Buchhandel), führt dies zu einem Preisrutsch von 15%! Wenn diese Zahl stimmt, dürfte der SBVV seinen Mitgliedern einiges zu erklären haben.


Geht die Beratung verloren?
Wer Produkte mit einem vorgeschriebenen Preis verkaufen muss, muss unter Umstände mehr verkaufen und die Aufwandseite so gestalten, dass die Kosten durch die Einnahmen gedeckt werden können.
Mehr verkaufen bedeutet, mehr Verkaufsfläche für Bestseller zu reservieren. Genau dies sollte die Buchpreisbindung laut SBVV aber verhindern.
Auf der Aufwandseite sind Einsparungen beim Personal am effektivsten. Damit verzichtet der Buchhandel aber auf ihren wichtigsten Trumpf: die persönliche Beratung, mit der er sich gegen die Online-Händler abgrenzen will. 


Beratung bedeutet Neues zu entdecken
Ich persönlich lasse mich gerne von meinem Lieblingsbuchhändler beraten und entdecke so Autoren, die ich alleine nie gefunden hätte. Dafür bezahle ich gerne etwas mehr als im Versandbuchhandel.

Ich habe viele Jahre im Buchhandel (Zwischen- und Endhandel) gearbeitet. Ich kenne das Geschäft und weiss deshalb, weshalb ich gegen die Buchpreisbindung bin.

Idee für den Samstagabend: Sonntagszopf backen


Den Sonntagszopf für einmal selber machen:

Zutaten:
  • 400 ml Wasser, handwarm (ca. 25-30°C)
  • 50 g Butter, weich
  • 2,5 TL Salz
  • 800 g Mehl
  • 1 Würfel Frischhefe oder 2 Beutel Trockenhefe
  • 1 EL Zucker
  • 1 Eigelb oder etwas Milch
Teig herstellen:
  • Wasser, Butter und Salz in eine Schüssel geben
  • Mehl dazugeben
  • Hefe (zerbröselt) und Zucker auf dem Mehl verteilen
  • zu einem geschmeidigen Teig kneten (er soll nicht zu trocken sein, aber auch nicht mehr an den Fingern kleben)
Ruhen lassen:
  • Schüssel mit Frischhaltefolie oder einem feuchten Tuch zudecken
  • Teig bei Raumtemperatur ca. 1 Stunde gehen lassen
Zopf flechten:
  • Teig halbieren, zwei gleich lange Stränge formen
  • Zu einem Zopf flechten (Video auf Youtube)
  • Eigelb mit etwas Wasser verdünnen, Zopf damit einpinseln
  • Zopf ca. 20 min. stehen lassen
Backen:
  • Ofen auf 210°C vorheizen (Umluft)
  • Zopf 10 Minuten bei 210° backen, dann Temperatur auf 180° reduzieren (ohne die Ofentür zu öffnen)
  • Zopf weitere 23-25 Minuten backen (totale Backzeit also 33-35 Minuten)
    Die Backzeit gilt für den Profi Steam von Electrolux. Andere Modelle evtl. abweichend.

Zopf auf Gitter auskühlen lassen, geniessen!