Donnerstag, 16. Februar 2012

Mögen Sie Wein?

© Peter Smola /pixelio.de


Mögen Sie Wein? - Eine Frage, die man selten mit ja oder nein beantworten kann. Wie die Frage "Mögen Sie Bücher?".


Manche mögen weissen Wein, andere roten. Für einige darf es kein Tropfen aus Übersee sein, andere schwören auf Südafrikanischen Rebensaft. Interessant auch, dass es Weintrinker gibt, die den Wein unbedingt aus einer Flasche mit Korken haben müssen, obwohl Wein aus einem sogenannte "Bag in Box" nicht schlechter ist als Flaschenwein (Bericht "Château Carton", DRS1). Tetrapack und Wein aus der Dose konnten sich nicht durchsetzen. Trotzdem: Für die einen ist eben nur der Inhalt wichtig, für andere auch die Verpackung.


Inhalt oder Verpackung?
Bei Büchern ist es ähnlich. Es gibt Leser, die für sich selber die Auswahl bereits einschränken, bevor sie den Buchladen betreten, andere sind offen für neue Autoren aus neuen Gegenden oder Genres. Auch die Verpackung spielt eine Rolle: Gebunden, Brochiert oder als Datei auf dem Reader: Viele haben ihre persönlichen Vorlieben oder No-Gos.


Fachhandel ist selbstverständlich teurer als Supermarkt
Einen Unterschied gibt es dann aber doch: Beim Wein stört sich niemand daran, dass er in der Weinhandlung teurer ist als im Supermarkt, und jeder ist bereit, für eine grössere Auswahl und eine fachmännische Beratung etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Buchliebhaber hingegen sollen, wenn es nach einigen Buchhändlern und dem SBVV geht, gezwungen werden, überall den gleichen Preis zu bezahlen. 


Mangelndes Vertrauen des SBVV?
Traut der SBVV den Buchhändlern nicht zu, eine gute Beratung anzubieten, die der Kunde selbstverständlich mit einem etwas höheren Kaufpreis honoriert? - Die Buchhändler, die ich kenne, und das sind einige, bieten durchwegs Top-Beratungen, für die ich gerne einen etwas höheren Buchpreis bezahle! Es kann aber nicht sein, dass ein Kunde bei Bestsellerschleudern ohne Beratung den gleich hohen Preis bezahlt wie im Fachhandel.


Was beim Wein selbstverständlich ist, sollte auch beim Buch selbstverständlich sein. Der Kunde muss die Wahl haben zwischen

  • Massenware ohne Beratung, dafür günstig
  • grosse Auswahl und Beratung durch Fachpersonal, dafür etwas teurer

Der Kunde, der im Supermarkt oder Internet einkauft, geht nicht in den Fachhandel, nur weil es dort gleich teuer ist. Er bezahlt bei gleichen Einkaufsgewohnheiten einfach mehr für seinen Einkauf. Und wer jetzt behauptet, Wein sei eben, im Gegensatz zum Buch, kein schützenswertes Kulturgut, mag Wein wirklich nicht.


Die Buchpreisbindung hilft weder den Autoren noch den kleinen Buchhandlungen. Im Gegenteil, sie hindert Buchhandlungen daran, innovative Ideen umzusetzen.
Ich habe viele Jahre im Buchhandel gearbeitet (Zwischen- und Endhandel) und weiss, weshalb ich zur Buchpreisbindung ein "Nein" einlege.

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