Mittwoch, 4. Juli 2012

Natel Infinity S: Wenn langsam gar nicht so langsam ist

Bild: Joachim Kirchner / pixelio.de
Seit etwas mehr als einer Woche bin ich nun mit dem Abonnement Natel Infinity S von Swisscom unterwegs. Das Spezielle an diesem Abotyp ist, dass die Surfgeschwindigkeit auf 1 Mbit/s (Download) gedrosselt ist. Ansonsten sind in der Monatspauschale, wie bei jedem Abo der Infinty-Reihe, alle Telefonate in alle Schweizer Netze, alle SMS, alle MMS und unbegrenztes Datenvolumen inbegriffen. Zeit für eine erste Bilanz.

Im folgenden liste ich einige Anwendungen auf, die ich ausprobiert habe. Dazu einige Vorbemerkungen:

  • Dieser Blogpost soll jenen als Entscheidungshilfe dienen, die sich nicht zwischen einem Infinity S und einem Infinity M entscheiden können.
  • Ich benutze ein HTC Desire HD. Der Handytyp ist deshalb wichtig, weil laut Kassensturz offenbar nicht jedes Handy die Informationen aus dem Internet gleich schnell verarbeitet.
  • Wenn ich eine App nicht erwähne, heisst das nicht, dass sie nicht funktioniert, sondern nur, dass ich sie nicht ausprobiert habe.
  • Wenn es Unterbrüche gab (z.B. beim Radioempfang), hätte es diese wohl auch gegeben, wenn ich ein Abo genutzt hätte, das einen schnelleren Download zugelassen hätte. Wenn die Daten nicht schnell genug geliefert werden, nützt vermutlich auch eine schnellere Downloadgeschwindigkeit nichts.  

Web-Radio
Internteradio habe ich mit den Apps TuneIn und Radio.de getestet. Ich konnte mich damit zu Fuss und mit dem Auto bewegen und hörte damit unterbruchfrei und in Stereo Radio aus aller Welt.

Fernsehen
Über Zattoo ist fernsehen problemlos und ruckelfrei möglich, auch während dem Autofahren auf der A1 (natürlich nur für den Beifahrer!).

Musik hören direkt ab Cloud
Ich muss nicht mehr die ganze Musik auf meinem Handy haben. Ich kann die Musik direkt ab meiner Cloud hören, ohne Rücksicht auf das Datenvolumen.

YouTube
Ich habe einige Filmchen auf YouTube angeschaut. Nach kurzer Ladezeit liefen diese ruckelfrei. Hochgeladen habe ich keine Filme. Ich gehöre halt zu der Generation, die einer gestürzten Oma lieber wieder auf die Beine hilft, statt die Szene zu filmen und ins Internet zu stellen.

Navigation
Mit Google Maps und Waze funktioniert die Navigation problemlos.

Email
Textnachrichten sind problemlos. Anhänge brauchen einige Sekunden, bis sie runtergeladen sind (8-10 Sekunden pro MB). Hochladen, zum Beispiel beim Versenden von Fotos, dauert doppelt so lang. Wer Email intensiv nutzt und viele Anhänge erhält oder verschickt, wird wohl auf das nächst grössere Abo wechseln.

Verschiedene Social-Media-Apps
WhatsApp, Twitter und Google+ laufen ohne Probleme.

Videotelefonie
Ich werde Skype und ooVoo in den nächsten Tagen testen. Je nach Ergebnis mache ich daraus einen neuen Post oder hier ein Update.

Sofortige Synchronisierung
Bisher habe ich Fotos, Google Kalender und andere Daten erst bei WLAN-Verbindung synchronisieren lassen. Neu wird sofort alles synchronisiert. Im Fall eines Handyverlustes oder Defektes wären immer alle Daten top aktuell in der Cloud vorhanden.

Problemkind Akku
Der intensive Datentransfer, zum Beispiel beim langen Web-Radio hören oder beim Fernsehen, saugt am Akku. Während mein Akku sonst problemlos 24 Stunden durchgehalten hat, muss ich bei intensiver Internetnutzung zwischendurch nachladen.

Vergleichsvideos der Swisscom
Swisscom vergleicht die Geschwindigkeit verschiedener Apps, indem sie Handys mit verschiedenen Abos mit den gleichen Befehlen füttert. Die Ergebnisse sind in Videos zu sehen (ganz unten nach unten scrollen) und dienen als Entscheidungshilfe.

Zu beachten wäre, dass die Surfgeschwindigkeit nicht nur vom Abo abhängt, sondern unter anderem auch von der Distanz zum Sender und zur Auslastung desselben. Wer also einen Sender nutzt, der etwas weiter weg steht und der gleichzeitig auch von anderen "Natellisten" gebraucht wird, wird langsamer surfen, als derjenige, der gleich neben dem Sender sitzt und diesen alleine nutzt (siehe auch Bericht des Kassensturzes). In der ländlichen Gegend, in der ich mich vorwiegend bewege, habe ich die maximal möglichen 7,2 Mbit/s Downloadgeschwindigkeit meines alten Abos niemals auch nur annähernd erreicht (gemäss verschiedenen Messungen mit Speed Test). Swisscom hat bestimmt unter optimalen Bedingungen getestet.

Fazit nach einer Woche
Mein Handy war bisher primär ein Telefon. Obwohl ich das Datenvolumen meines bisherigen Abos nie ausgeschöpft hatte, verzichtete ich bisher auf intensive Nutzung des mobilen Internets. Neu nutze ich mein Handy öfters auch für Internet. Besonderen Gefallen habe ich an Web-Radio gefunden. Obwohl ich zu Hause und im Büro WLAN nutze, habe ich in den ersten vier Tagen gleich viele Daten geladen, wie sonst in einem ganzen Monat. Das hängt aber sicher auch damit zusammen, dass ich sehr viel ausprobiere. Wenn die "Probierphase" einmal abgeschlossen ist, werde ich wahrscheinlich etwa 700-800 MB pro Monat verbrauchen.
In meinem Alltag spüre ich nichts vom "Tempolimit" von 1 Mbit/s. Würde ich gamen oder Videos hochladen, sähe die Situation aber bestimmt anders aus, dann wäre ein schnelleres Abo angezeigt. Das gleiche gilt selbstverständlich, wenn ich das Internet beruflich nutzen würde. Auch dann müsste ein schnelleres Abo her.

Hinweis: Es versteht sich, dass meine Einschätzungen rein persönlich sind. Wer sich für einen Abo-Wechsel interessiert, sollte sich bei verschiedenen Quellen informieren.


Weitere Beiträge zu diesem Thema unter dem Label Infinity

Freitag, 29. Juni 2012

Was ist denn Ka-em-haa?

Bild: Jasper J. Carton / pixelio.de
Ich habe mich immer gefragt, warum man im Fast-Food-Restaurant die Getränke nicht mit den üblichen Masseinheiten bestellen kann, sondern nur mit S, M, L oder XL. Als ich letzthin deutsches Fernsehen schaute, war mir alles klar.

Mit über 180 ka-em-ha sei der Unfallfahrer unterwegs gewesen, berichtet die Nachrichtensprecherin. Ka-em-ha? Natürlich komme ich nach kurzem Nachdenken darauf, dass sie km/h meinte, aber warum buchstabiert sie Masseinheiten? Und warum so falsch? 

Es wird kompliziert
Wenn man km/h schon buchstabieren will, dann bitte korrekt: "ka-em-schrägstrich-h". "Ka-em-ha" ist zwar kürzer, dafür total falsch. Allgemein verständlich wäre "Kilometer pro Stunde" (und korrekt dazu). 
Wenn es sich diese Moderatorin zur Gewohnheit gemacht hat, alle Masseinheiten abzukürzen, wird das für die Mitbürger sehr anstrengend. Zum Beispiel an der Fleischtheke: "Ein Schweinebraten bitte, etwa 1 ka-ge 200 ge." - "Gerne. Es sind 1 ka-ge 270 ge, geht das?" - "Klar, kein Problem." - Macht 12 e-u-er." 
Oder im Elektronikladen: "Oh, eine Kamera mit einer Auflösung von 16 em-pe-ix. Gibt es dazu ein Objektiv mit einem Zoom von 55 em-em bis 250 em-em? Was würde dann eine 32 ge-be-Speicherkare kosten?" - Horror!

Fast-Food-Ketten haben reagiert
Irgendwann war diese Moderatorin offenbar in einem Fast-Food-Restaurant: "Eine 400 em-el Cola, bitte!" - "Wieviel?!?" - "400 em-el, oder 40 ce-el, oder 4 de-el, oder 0,4 el. Kann doch nicht so schwer sein!"
Alle Fast-Food-Ketten haben blitzartig auf die Masseinheiten S, M, L und XL umgestellt.

Vielleicht war auch alles ganz anders. "Se non e vero, è ben trovato", würde der Italiener sagen.

Trotzdem, liebe Medien, seid Vorbilder und verzichtet auf blödsinnige und falsche Wendungen, die sich inzwischen in den allgemeinen Sprachgebrauch einzuschleichen drohen.
Und liebe Hamburgerbrutzler: Mit der Masseinheit "M" kann ich bei Getränken nichts anfangen. Wenn ich bestelle, möchte ich wissen, ob ich damit den Durst löschen kann. - Danke!

Mfg
Mostinder


Mittwoch, 27. Juni 2012

Mit 77 Zeichen ins berufliche und politische Abseits

Bild: Torsten Bogdenand / pixelio.de
Es sind wenige Zeichen, die einem auf Twitter zur Verfügung stehen, nämlich 140 pro Mitteilung (Tweet). Nur gerade deren 77 brauchte A. M., um sich beruflich und politisch abzuschiessen. Wir alle sollten daraus lernen.

Sein "Kristallnacht-Tweet" wurde über die Landesgrenzen hinaus berühmt und hat in den Medien einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Trotzdem ist A. M. nicht irgend ein Dummkopf. Er ist Kreditanalyst, war bei einem internationalen Finanzunternehmen tätig und wurde vom Volk in ein politisches Amt gewählt. Er sollte in Kommunikation, Rhetorik und im Umgang mit Medien so weit geschult sein, dass ihm ein solcher GAU nicht passieren dürfte. Umso erstaunlicher ist es, dass er selbst die grundlegenden Regeln für Social Media ignoriert hat. 
Es wäre jetzt aber zu billig, mit dem Zeigfinger auf ihn zu zeigen. Wer Social Media nutzt, stellt einen Teil seines Lebens und Denkens ins Schaufenster und wird so angreifbar.

Inhalt mehrerer Tweets inakzeptabel
Nicht zu diskutieren brauchen wir über den Inhalt seiner Tweets. Gleich mehrere seiner Posts waren inakzeptabel, nicht nur der berühmte Kristallnacht-Tweet. Diese lassen sich meiner Meinung nach auch nicht mit dem Recht auf freie Meinungsäusserung rechtfertigen. Dafür hat er gebüsst, indem er seinen Arbeitsplatz verloren hat und aus seiner Partei austreten musste. Sein Amt als Schulpfleger sistiert er gemäss Medienkonferenz vom 27.06.12 während der Dauer des Verfahrens. Es ist allerdings offen, ob ihm der Bezirksrat das Amt nicht sowieso entzieht.

Lehre für uns alle
Uns allen, die wir Social Media nutzen, zeigt dieses Beispiel eindrücklich, wie schnell uns eine unbedachte Äusserung in Teufels Küche bringen kann. Twitter ich kein Stammtisch. Dort ist der Kreis der Zuhörer nämlich klein und man kann davon ausgehen, dass nur Gleichgesinnte zuhören.
Bei Twitter lesen mehrere Dutzend bis mehrere Tausend, was man schreibt. Dies sind keineswegs nur Gleichgesinnte, und dank Retweets werden besondere Nachrichten schnell weit über Followergrenzen hinaus verbreitet.
Es müssen nicht, wie im Fall A. M., juristisch grenzwertige oder strafbare Äusserungen sein. Auch scheinbar Banales kann zum Bumerang werden. Wer zum Beispiel während Meetings Tweets absetzt, braucht sich nicht zu wundern, wenn diese beim nächsten Qualigespräch zum Thema werden. Oder wenn der Tweet über die stinkende Bürokollegin dank einigen Retweets plötzlich in der Timeline eben dieser Kollegin auftaucht, möchte ich nicht derjenige sein, der den Originaltweet geschrieben hat.

Massstab: Mein Umfeld und der zukünftige Chef
Bei Äusserungen auf Twitter (oder hier in meinem Blog) habe ich immer mein Umfeld und meinen (imaginären) zukünftigen Chef vor Augen. Ich frage mich:
  • Stelle ich jemanden bloss oder verletze ich jemanden?
  • Gefährde ich meine Stelle?
  • Löst ein Tweet bei Familie und Freunden Unverständnis aus?
  • Könnte mir eine zukünftige Stelle oder ein Auftrag, den ich gerne hätte, wegen einer öffentlichen Äusserung verwehrt bleiben?
  • Könnten meine Kinder unter einem Tweet leiden (auslachen, hänseln...)?
  • Könnte jemand wegen meines Tweets Ärger bekommen?

Spontanität versus Sorgfalt
Trotzdem finden sich unter meinen Tweets bestimmt auch welche, die nicht lupenrein sind. Twitter ist ein spontanes, schnelllebiges Medium. Viel zu schnell lässt man sich zu einem unbedachten Tweet oder launischen Spruch hinreissen.
Ich selber folge einer breitgefächerten Twitterschar, quer durch alle Parteien, Berufsgruppen und Meinungen. Mindestens zwei dieser Twitterer verbreiten immer mal wieder heikle Tweets. Wären sie Politiker, hätten sie schon öfters einen Shitstorm der gleichen Qualität wie A. M. ausgelöst. So stelle ich mir nur immer wieder die Frage, ob ich ihnen weiterhin folgen soll oder nicht.

Noch einmal: Der Inhalt mehrerer Tweets von A. M. ist unterirdisch, möglicherweise gar illegal (das prüft zurzeit die Staatsanwaltschaft). A. M. ist hart auf dem Boden der Realität gelandet. Wir sollten nicht zusätzlich noch auf ihm herumtrampeln.
Weder A. M. noch seine Parteizugehörigkeit sind denn auch wichtig für diesen Blogpost. Er führt uns aber vor Augen, dass man auch mit wenigen Zeichen seine ganze Karriere zerstören kann.

Auch wenn ich weder mit seinem Gedankengut noch mit seiner (ehemaligen) Partei sympathisiere: Ich wünsche A. M., dass er wieder auf die Beine kommt und im Beruf wieder Fuss fassen kann.



Dienstag, 26. Juni 2012

Natel Infinity: Die unlimitierte mobile Freiheit hat begonnen

Bild: D. Braun / pixelio.de
Gestern Nacht kam die SMS: Ich bin für Natel Infinity S der Swisscom freigeschaltet. Ich darf also zum Pauschalpreis in alle Schweizer Netze telefonieren, unbeschränkt SMS und MMS verschicken und unbeschränkt Daten laden. Allerdings ist die Surfgeschwindigkeit beschränkt: Mit dem gewählten "Infinity S" gondle ich nur noch mit 1Mbit/s durch das mobile Internet. Ist das zu langsam?

Diese Frage lässt sich natürlich nicht pauschal beantworten. Je nach Nutzung ist 1 Mbit/s ausreichend oder viel zu langsam. Ich selber zögerte lange, das zweitlangsamste Infinity-Abo zu wählen. Ich befürchtete, mich selber auszubremsen und mich nicht mehr wie bisher im mobilen Internet bewegen zu können. Meine Notizen sollen Unentschlossenen als eine Entscheidungshilfe dienen (aber bitte nicht als einzige!). 

Erster Eindruck: Tempodrosselung fällt kaum auf
Unterwegs nutzte ich Internet bisher nur wenig. WhatsApp und Twitter sind die einzigen Anwendungen, die ich intensiv nutze. Dazu kommen Online-Zeitungen und ab und zu Google Maps. Diese Anwendungen laufen, wie erwartet, problemlos, ich kann keinen Unterschied zum bisherigen Abo feststellen. Auch eine normale Suche bei Google zu einem beliebigen Thema funktioniert ohne Wartezeit.

YouTube und Webradio problemlos
Auf das Abspielen von Videos, die z.B. von Twitterern gepostet werden, habe ich bisher aus Rücksicht auf das Datenvolumen verzichtet. In Zukunft werde ich das ab und zu tun, denn: Auch wenn die Swisscom für das Anschauen von YouTube-Videos das nächst grössere Abo (Download mit 7,2 Mbit/s) empfiehlt, waren die getesteten Dreiminuten-Filme mit meinem "kleinen" Abo nach wenigen Sekunden geladen und liefen ruckelfrei. Videos hochladen würde ich mit einer Uploadgeschwindigkeit von 0,5 Mbit/s allerdings nicht tun wollen.
Webradio habe ich mit der App TuneIn getestet. Auch das funktioniert problemlos, allerdings wird da nur mit 64k gestreamt. Ob Webradio auch mit grösserer Bandbreite problemlos genutzt werden kann, muss ich noch probieren.

Mailanhänge mit Wartezeit
Beim Öffnen von Email-Anhängen braucht es allerdings etwas mehr Geduld. Der Download eines Bildes mit der Grösse von 1MB braucht mehr als 10 Sekunden, das Versenden braucht die doppelte Zeit. Wer seinen Lieben also ein paar aktuelle Urlaubsbilder per Email schicken will, legt schnell einmal eine Swisscom-Gedenkminute ein. Ich habe kein Problem damit, etwas länger zu warten, zumal Up- und Download ja im Hintergrund ablaufen. Wer aber viele Emails mit grösseren Anhängen erhält oder verschickt, könnte bei diesen Wartezeiten unglücklich werden. 

Test im Alltag steht noch aus
Bis jetzt konnte ich nur erste kleine Versuche machen. Im Alltag muss sich das zweitlangsamste Infinity-Abo der Swisscom noch beweisen. Ich werde in den nächsten Tagen verschiedene Apps nutzen und hier darüber bloggen.

Hinweis: Es versteht sich, dass meine Einschätzungen rein persönlich sind. Wer sich für einen Abo-Wechsel interessiert, sollte sich bei verschiedenen Quellen informieren.

Weitere Beiträge zu diesem Thema unter dem Label Infinity

Freitag, 22. Juni 2012

Dirty Harry, der Gast in deiner Dusche



Die Kosmetiklinie "I am" von Migros ist um ein Männer-Duschmittel reicher: Dirty Harry. Um es vorweg zu nehmen: Es riecht phantastisch: männlich-herb, ein Duft, den ich gerne trage und der meiner Frau ein freudiges "Wow" entlockte.


Mit dem Slogan "Frische-Dusche mit dem Duft der Freiheit" verspricht die Verpackung nicht zu viel. Der Duft ist herb und doch frisch, männlich und verführerisch. Der Cowboy mit kantigem Gesicht und Colt untermalt diesen Eindruck.




Du bist nicht allein
Und hier liegt das Problem: Kaum ein Mann mag es, wenn ihm ein anderer Mann beim Duschen zusieht. Kommt dazu, dass der Cowboy den Hut tief ins Gesicht gezogen hat. Die Augen sind nicht zu sehen. Sein Blick richtet sich also nicht auf mein Gesicht, sondern in tiefer liegende Regionen, sein verkniffenes Lachen gibt der Situation den Rest. Spätestens seit dem Film Brokeback Mountain ist mann in dieser Situation verunsichert.


Was hat der Cowboy auf der Flasche verloren?
Wer die Frauenwelt betören will, nimmt einiges auf sich. Wir Männer sind längst keine Kosmetikmuffel mehr. Ich brauche, wohl auch altersbedingt, bald mehr Cremen und Lotionen als meine Frau. Trotzdem: Ich kenne kein anderes Duschmittel, das ein Gesicht auf der Packung hat. Blumen, Palmen und Müsterchen ja, aber kein Gesicht. Warum tut Migros das? 


Nichts für Luschen
Migros verkauft ihre kleinsten Präservative unter dem Namen Mamba (eine Schlangenart, die, im Vergleich etwa zu einer Netzpython, kurz und dünn ist). Sie hätten auch gleich "XS" aufdrucken können. Ein Mann, der eine solche Packung auf dem Nachttischchen liegen hat, ist ein richtiger Mann: mit Eiern und Selbstbewusstein. 
Und so ist auch der Cowboy auf der Duschflasche zu verstehen: Nur, wer Dirty Harry unter der Dusche selbstbewusst entgegentritt, ist dieses Duschmittels würdig. Verklemmte Luschen sollen gefälligst die Finger davon lassen.


Und das ist wohl die wichtigste Botschaft des Cowboys: Nur richtige Männer verwenden Dirty Harry! - Und alle anderen können ja die Flasche umdrehen.


Dirty Harry, 250ml, CHF 2.40*, erhältlich in der Migros     
(* laut Homepage der Migros, stand 22.06.12)

Donnerstag, 21. Juni 2012

Lahme Ente oder flotte Biene, das ist die Frage

Bild: Robert Müller / pixelio.de
Das neue Angebot von Swisscom, die Infinity-Abonnemente, bietet eine echte Flatrate: Alle Anrufe innerhalb der Schweiz, alle SMS und alle MMS sind in der Monatspauschale inbegriffen, die Datenmenge beim Surfen ist unbegrenzt. Einzig in der Surfgeschwindigkeit unterscheiden sich die Abos.

Im Zusammenhang mit dem Angebot Vivo Tutto von Swisscom kann ich mit meinem Abonnement Natel Liberty Largo für CHF 75.00 heute schon gratis ins Swisscom-Netz telefonieren, 250 SMS versenden und 1 GB Daten laden. Da einige meiner Freunde nicht bei Swisscom sind, tätige ich neben den Gratisanrufen immer auch Anrufe auf "fremde" Netze. So betragen meine Handyrechnungen normalerweise zwischen CHF 85 und CHF 120.

Natel Infinity: welches Abo?
Natel Infinity bietet mir die Möglichkeit, diese Kosten zu senken. Die Abos unterscheiden sich alleine durch die Surfgeschwindigkeit. Von "lahme Schnecke" bis "Superturbo" ist alles zu haben. Die Frage ist also: Mit welchem Tempo möchte ich unterwegs sein?
In Kombination mit Vivo Tutto bekomme ich ein Infinity M für CHF 84. Damit bin ich, laut Kundendienst der Swisscom, gleich schnell im Internet unterwegs wie mit meinem aktuellen Abo, und die monatlichen Kosten würden sich im unteren Bereich meiner üblichen Rechnungen bewegen.

1Mbit/s zu langsam?
Die Frage ist: Brauche ich diese Surfgeschwindigkeit oder geht es auch langsamer? Liegt hier Sparpotenzial? Das Infinity S gondelt mit anständigen 1Mbit/s durchs Internet, dafür reduzieren sich meine Handykosten von heute auf morgen auf CHF 65.00 (im Zusammenhang mit Vivo Tutto). 

Für alle, die vor der gleichen Frage stehen: Ich habe mich für das Infinity S angemeldet. Am 25. Juni 2012 werde ich aufgeschaltet. Ab dann blogge ich hier regelmässig, ob und, wenn ja, welche Einschränkungen diese langsamere Internetverbindung mit sich bringt. Ich bin selber gespannt...

Alle Beiträge zu diesem Thema unter dem Label Infinity

Dienstag, 15. Mai 2012

SugarSync - Eine Cloud im Schatten der anderen Wolken

Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
Immer mehr Leute suchen nach einer Möglichkeit, ihre Daten in einer
Cloud abzulegen, um sie mit verschiedenen Endgeräten zu synchronisieren oder ganz einfach zu sichern. Neben den grossen Anbietern geht ein kleiner, aber potenter Dienst vergessen: SugarSync. Wer sich über diesen Empfehlungslink anmeldet, erhält 5.5 GB gratis Speicherplatz statt "nur" 5 GB und die Möglichkeit, diese mit wenigen Mausklicks auf über 6 GB zu erhöhen. Gratis, versteht sich.

Update 01. Januar 2014: Sugarsync stellt den kostenlosen Service per Ende Januar 2014 ein. Es sind nur noch kostenpflichtige Accounts möglich.

Ich bin auf Wuala (www.wuala.com) umgestiegen und sehr zufrieden damit (ausführlicher Bericht folgt).

Auf der Suche nach einer Cloud bin ich auf SugarSync gestossen. Es ist eine der wenigen Clouds (vielleicht die einzige mit kostenloser Nutzung), die all diese Features vorweist (nur ein Auszug aus allen Features):
  • 5 GB gratis (bei Anmeldung über den Empfehlungslink: 500 MB zusätzlich, nach Eröffnung des Accounts mit wenigen Mausklicks weiterer Speicherplatz gratis erhältlich)
  • jeder beliebige Ordner kann hochgeladen und/oder synchronisiert werden
  • Real-time-Upload von Änderungen
  • automatische Versionierung der geänderten Dateien
  • Hochladen von Dateien über Email
  • Zugriff vom Kindle Fire, über eine mobile Website oder vom "stationären" PC/Mac
  • Apps für jedes Handy-Betriebssystem (Android, iPhone/iPad, BlackBerry, Windows Mobile, Symbian)
  • Freigegebene Ordner oder Dateien können mit einem Passwort geschützt werden
  • und viele mehr...

Gratis über 6 GB Speicher
Wer mehr als die 5GB Speicherplatz braucht, die standardmässig zum "Startguthaben" gehören, hat folgende Möglichkeiten, den Speicher gratis zu vergrössern:
  • Anmelden über diesen Empfehlungslink: +500 MB (wird nach der Anmeldung gutgeschrieben)
  • SugarSync Software auf dem PC/Mac installieren: +125 MB
  • SugarSync App auf dem Handy installieren: +125 MB
  • Eine Datei mit einem öffentlichen Link freigeben: +125 MB
  • Einen Ordner freigeben: +125 MB
  • Eine Datei per Email hochladen: +125 MB
Total kommst du so auf 6.125GB Speicher, das reicht für sehr viel Musik und viele Fotos... Wer noch mehr Speicher benötigt, kann diesen sehr günstig dazukaufen.
Die Anwendung lässt sich sehr einfach und intuitiv bedienen. Die App ermöglicht es zudem, die mit dem Handy geschossenen Fotos sofort in der Cloud zu sichern (um die Flatrate zu schonen, kann man einstellen, dass nur über WLAN geladen werden darf). Für mich die ideale Lösung.

beste cloud, bester online-speicher, gratis, free

Freitag, 24. Februar 2012

Wie investiert man aufgezwungenes Geld?


Die Buchpreisbindung zwingt Grossbuchhandlungen und Buchdiscounter dazu, höhere Gewinne zu machen. Das zusätzliche Geld würde wohl investiert - sicher nicht zum Vorteil der kleinen Sortimentsbuchhändler.


Die Schweiz kennt aktuell keine Buchpreisbindung. Jede Buchhandlung kalkuliert die Verkaufspreise von Büchern deshalb aufgrund ihrer jeweiligen Kosten. Tiefere Kosten ermöglicht tiefere Preise, höhere Kosten führt zu etwas höheren Verkaufspreisen.


Gesetzlich aufgezwungener Gewinn
Ich frage mich nun, was passieren würde, wenn die Buchpreisbindung wieder eingeführt würde. Das würde ja bedeuten, dass Discounter und Grossbuchhandlungen plötzlich mehr für die Bücher verlangen müssten, als sie eigentlich bräuchten. Sie würden also noch mehr Gewinn machen, als sie das heute schon tun, und dies vom Gesetz "aufgezwungen".


Zusätzliches Geld investieren
Wie würden diese Händler nun aber das zusätzliche Geld investieren, das ihnen durch die Buchpreisbindung zugeschanzt wird?
  • Mehr Werbung, um den Kleinen noch mehr Kunden abzuwerben?
  • Bessere Homepages und Apps, damit das Büchereinkaufen von zuhause und unterwegs noch einfacher wird?
  • Bestehende Filialen ausbauen und damit noch mehr kleine Buchhandlungen verdrängen?
  • Neue Filialen an bester Lage eröffnen, um näher bei den Kunden zu sein und so den Kleinen noch mehr Kunden abjagen?
Egal, wofür sich die Grossen entscheiden, als kleiner Sortimentsbuchhändler würde ich mir Sorgen machen!

Die Buchpreisbindung hilft den kleinen Buchhandlungen nicht. Im Gegenteil, sie hindert sie daran, innovative Ideen umzusetzen.
Ich habe viele Jahre im Buchhandel gearbeitet (Zwischen- und Endhandel) und weiss deshalb, weshalb ich zur Buchpreisbindung ein "Nein" einlege.

Freitag, 17. Februar 2012

Lasst uns Schätze entdecken!

© S. Hofschlaeger / pixelio.de
Verlage sind für die Buchpreisbindung, weil sie "ein gutes Buchhandlungsnetz" in der Schweiz brauchen, um ihre Bücher zu vertreiben (Argumentarium des SBVV). Nur so durch ein flächendeckendes Verkaufsnetz sei es nämlich möglich, einheimische Autoren zu fördern. Dabei gäbe es deutlich kreativere Wege als ein Kartell.


Ohne Buchpreisbindung hätten kleine Verlage und unbekannte Autoren keine Möglichkeiten, in die Regale von Buchhandlungen zu kommen. 


Buchhändler können Qualität von Ramsch unterscheiden
Wer so argumentiert, kennt unsere Buchhändler nicht. Diese sind nämlich sehr wohl in der Lage, Qualität von Ramsch zu unterscheiden. Qualität, auch wenn sie aus der Feder eines unbekannten Autors stammt, findet den Weg in die Buchhandlungen und wird den Kunden auch empfohlen. Buchhändler sind letztlich aber auch kaufmännisch handelnde Menschen. Allein die Tatsache, dass jemand ein unbekannter einheimischer Autor ist, reicht beim besten Willen nicht, um in einer Buchhandlung angeboten zu werden. Kein Buchhändler kann sich Ladenhüter leisten egal, ob eine Buchpreisbindung existiert oder nicht. Ladenhüter sind totes Kapital. Ein fixer Verkaufspreis nützt nichts, wenn das Buch nicht verkauft werden kann.


Neue Wege finden, um Markttauglichkeit zu testen
Verlage träumen davon, einen neuen "Dürrenmatt" oder "Frisch" zu entdecken, einen Autor also, der in den kommenden Jahren auflagenstarke Titel verspricht. Für Verlage stellt sich also täglich die Frage, welche der unzähligen eingereichten Manuskripte von Autoren stammen, die Potenzial haben. Von vielversprechenden Autoren druckt man gewöhnlich eine kleine Auflage (zum Teil lässt man diese sogar vom Jungautor finanzieren!) und gibt die Bücher den Reisenden mit. Diese wiederum stellen die Jungautoren den Buchhändlern vor, um zu testen, ob ein Autor ankommt. Warum geht man nicht neue Wege?


Virtueller Literaturtreffpunkt
Ich stelle mir einen gemeinsamen Treffpunkt im Internet vor. Autoren haben dort die Möglichkeit, ihre Texte auf einer zentralen Plattform zu veröffentlichen: Passagen aus einem Buch, ein Gedicht oder eine ganze Kurzgeschichte aus einer Sammlung, geschrieben oder - warum nicht? - vorgelesen vom Autor selber (Audio oder Video). 
Jeder Autor bestimmt selber, ob das Buch als Download zur Verfügung stehen soll (gratis oder kostenpflichtig) oder ob es gedruckt und gebunden als Book on Demand bestellt werden kann.
Besucher dieser Homepage wären Buchliebhaber, die voller Spannung neue Autoren und Texte entdecken wollen - und natürlich Verlage auf der Suche nach Talenten und Buchhandlungen, die Lesungen mit Jungautoren durchführen möchten.


Junge Musiker als Vorbild
Die Idee ist nicht neu. Fünf öffentliche Radiostationen der Schweiz (DRS3, RETE3, Couleur3, Virus und RTR) betreiben seit 2006 gemeinsam die Musik-Plattform "mx3.ch". Bands laden ihre Songs hoch und werden von Musikkonsumenten, Radiostationen, Konzertveranstaltern und Plattenlabels entdeckt (MX3 - Was ist das?).
Warum betreibt der SBVV keine vergleichbare Plattform für Autoren? So könnte echte Förderung von jungen Talenten betrieben werden. Talente würden entdeckt und könnten durch engagierte Verlage weiter gefördert und aufgebaut werden - bis sie schlussendlich als gewinnbringende Titel in den Buchhandlungen landen. Der Betrieb einer solchen Plattform kostet Geld, dafür könnten aber bestimmt Kulturgelder und Sponsoren aquiriert werden.


Spreu trennt sich vom Weizen
Wie auf MX3 würden auch auf der neuen Literaturplattform Inhalte veröffentlicht, die nicht markttauglich wären. Autoren erhielten die Rückmeldung neu aber nicht mehr von einem Mitarbeiter eines Verlags ("Der hat ja keine Ahnung von meinem Talent!"), sondern von vielen Besuchern. All die Hausfrauen, die ihre schwere Kindheit in einem Buch verarbeiten oder eine breite Leserschaft an Tragik ihrer gescheiterten kenianischen Liebschaft teilhaben lassen wollen, werden die Erfahrung machen, dass sie damit keine Leser erreichen. Schätze aber werden entdeckt und finden einen Markt.


Das Heft selber in die Hand nehmen
Wenn es den Befürwortern der Buchpreisbindung, insbesondere den Verlagen und dem SBVV, wirklich um die Förderung des Buchs und der jungen Autoren geht, müssen sie das Heft selber in die Hand nehmen. Ein grosses Buchhandlungsnetz kann nur mit innovativen Ideen bestehen, nicht mit einem Kartell. Verkaufspreise fixieren und warten, bis die Kunden in den Fachhandel kommen, reicht einfach nicht.


Die Buchpreisbindung löst die Probleme des Buchhandels nicht. Im Gegenteil, sie hindert Buchhandlungen daran, innovative Ideen umzusetzen.
Ich habe viele Jahre im Buchhandel gearbeitet (Zwischen- und Endhandel) und weiss, weshalb ich zur Buchpreisbindung ein "Nein" einlege.



Donnerstag, 16. Februar 2012

Mögen Sie Wein?

© Peter Smola /pixelio.de


Mögen Sie Wein? - Eine Frage, die man selten mit ja oder nein beantworten kann. Wie die Frage "Mögen Sie Bücher?".


Manche mögen weissen Wein, andere roten. Für einige darf es kein Tropfen aus Übersee sein, andere schwören auf Südafrikanischen Rebensaft. Interessant auch, dass es Weintrinker gibt, die den Wein unbedingt aus einer Flasche mit Korken haben müssen, obwohl Wein aus einem sogenannte "Bag in Box" nicht schlechter ist als Flaschenwein (Bericht "Château Carton", DRS1). Tetrapack und Wein aus der Dose konnten sich nicht durchsetzen. Trotzdem: Für die einen ist eben nur der Inhalt wichtig, für andere auch die Verpackung.


Inhalt oder Verpackung?
Bei Büchern ist es ähnlich. Es gibt Leser, die für sich selber die Auswahl bereits einschränken, bevor sie den Buchladen betreten, andere sind offen für neue Autoren aus neuen Gegenden oder Genres. Auch die Verpackung spielt eine Rolle: Gebunden, Brochiert oder als Datei auf dem Reader: Viele haben ihre persönlichen Vorlieben oder No-Gos.


Fachhandel ist selbstverständlich teurer als Supermarkt
Einen Unterschied gibt es dann aber doch: Beim Wein stört sich niemand daran, dass er in der Weinhandlung teurer ist als im Supermarkt, und jeder ist bereit, für eine grössere Auswahl und eine fachmännische Beratung etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Buchliebhaber hingegen sollen, wenn es nach einigen Buchhändlern und dem SBVV geht, gezwungen werden, überall den gleichen Preis zu bezahlen. 


Mangelndes Vertrauen des SBVV?
Traut der SBVV den Buchhändlern nicht zu, eine gute Beratung anzubieten, die der Kunde selbstverständlich mit einem etwas höheren Kaufpreis honoriert? - Die Buchhändler, die ich kenne, und das sind einige, bieten durchwegs Top-Beratungen, für die ich gerne einen etwas höheren Buchpreis bezahle! Es kann aber nicht sein, dass ein Kunde bei Bestsellerschleudern ohne Beratung den gleich hohen Preis bezahlt wie im Fachhandel.


Was beim Wein selbstverständlich ist, sollte auch beim Buch selbstverständlich sein. Der Kunde muss die Wahl haben zwischen

  • Massenware ohne Beratung, dafür günstig
  • grosse Auswahl und Beratung durch Fachpersonal, dafür etwas teurer

Der Kunde, der im Supermarkt oder Internet einkauft, geht nicht in den Fachhandel, nur weil es dort gleich teuer ist. Er bezahlt bei gleichen Einkaufsgewohnheiten einfach mehr für seinen Einkauf. Und wer jetzt behauptet, Wein sei eben, im Gegensatz zum Buch, kein schützenswertes Kulturgut, mag Wein wirklich nicht.


Die Buchpreisbindung hilft weder den Autoren noch den kleinen Buchhandlungen. Im Gegenteil, sie hindert Buchhandlungen daran, innovative Ideen umzusetzen.
Ich habe viele Jahre im Buchhandel gearbeitet (Zwischen- und Endhandel) und weiss, weshalb ich zur Buchpreisbindung ein "Nein" einlege.

Mittwoch, 8. Februar 2012

Buchpreisbindung: Alles Käse oder was?

© Netti69 / pixelio.de

Jedes Jahr müssen mehrere dutzend Landwirtschaftsbetriebe schliessen, weil sie nicht mehr rentabel sind. Gleichzeitig gibt es nicht mehr in jedem Dorf eine Verkaufsstelle für Milch, Käse und andere Milchprodukte. Um die Misere zu lösen, soll ein fixer Milchproduktpreis geprüft werden.

Heute bezahlt man für einen Liter Milch, je nach Geschäft, zwischen CHF 1.20 und CHF 1.80. Vor allem in kleinen Läden bezahlt man häufig mehr als im Discounter. Gleichzeitig beklagen sich Bauern darüber, dass sie die Milch kaum noch kostendeckend produzieren können. Eine Fixierung der Preise aller Milchprodukte scheint die beste Lösung zu sein. Die Milchverarbeiter dürfen die Preise bestimmen.

Milchprodukte überall gleich teuer
Dank den fixen Milchproduktpreisen bezahlen alle Kunden für ein bestimmtes Produkt überall in der Schweiz gleich viel. Für die Landenbesitzer entfällt das lästige Kalkulieren von Preisen, einzig im Einkauf müssen sie vergleichen. Es kann durchaus sein, dass der eine Lieferant gewisse Produkte einige Prozent günstiger anbietet als sein Mitbewerber.

Nicht alle Akteure sind glücklich
Der Bauer hat leider nichts vom fixen Milchproduktpreis. Der Milchverarbeiter wird den Preis vorgeben, zu welchem er die Milch übernimmt.
Als kaufmännisch geführtes Unternehmen wird der Milchverarbeiter versuchen, möglichst günstig einzukaufen und möglichst teuer zu verkaufen. Egal, ob der Ladenbesitzer an einen fixen Verkaufspreis gebunden ist oder ob er den Verkaufspreis frei kalkulieren darf: Der Zwischenhändler agiert immer gleich.
Bei den Ladenbesitzern ist das Bild nicht einheitlich. Während die Discounter für Milchprodukte plötzlich mehr verlangen müssen, als sie eigentlich bräuchten, können andere Läden nicht mehr den Preis verlangen, den sie haben müssten, um alle Kosten zu decken. Für sie wird der Verkauf von Milchprodukten zum Verlustgeschäft.

Unterstützung indiviuell prüfen
Wenn wir anerkennen, dass Milchprodukte wichtig sind in unserem Land, und wenn wir gleichzeitig feststellen, dass der Markt nicht funktioniert, müssen wir regulierend eingreifen. Wir müssen bei allen an Produktion und Vertrieb Beteiligten individuell prüfen, wo sie welche Unterstützung brauchen:

Bauern und ihre Kühe: Ohne sie gibt es keine Milch. Wenn wir Milchprodukte wollen, müssen wir sie besonders im Auge behalten. Wie wir oben festgestellt haben, verbessert ein fixierter Endverkaufspreis ihre Situation nicht. Hier müssen wir mit Direktzahlungen unterstützen (die Bedingungen müssten noch bestimmt werden) oder einen Mindestpreis festsetzen, zu welchem der Landwirt seine Milch an den Verarbeiter verkaufen kann.

Milchverarbeiter: Die Bauern könnten ihre Milch auch direkt vermarkten. Die Herstellung von Käse, Joghurt, haltbarer Milch, usw. gehört aber nicht zur Kernkompetenz des Landwirts, dies muss der Milchverarbeiter übernehmen. Möglich, dass kleine einheimische Betriebe öffentliche Unterstützung benötigen, um lokale Bedürfnisse abzudecken. Auch hier muss die Unterstützung gezielt passieren, nicht mit der Giesskanne.

Händler / Ladenbesitzer: Wir müssen uns einig werden, ob wir in jedem Dorf oder Weiler eine eigene Verkaufsstelle für Milchprodukte brauchen. Wahrscheinlich ist es zumutbar, dass man einen kleinen Weg unter die Räder nimmt, um zu Milch zu kommen. Je nach Gebiet sind alternative Vertriebskanäle zu prüfen (Hauslieferung, mobiler Händler mit einem Verkaufslastwagen, ...).

Fazit
Ein fixer Milchproduktpreis löst das Problem offensichtlich nicht. Wenn aber klar ist, welche Ziele man erreichen will und wen man genau unterstützen möchte, kann man gezielt fördern.
  • Wollen wir möglichst viele Bauern oder sollen nur die von der Milchproduktion leben können, die eine bestimmte Menge oder Qualität herstellen können?
  • Was ist der Job der Milchverarbeiter? Sollen sie frei entscheiden können, was sie produzieren und so womöglich nur gut verkäufliche Massenware auf den Markt bringen? Oder sollen sie gezwungen werden, auch Nischenprodukte herzustellen (evtl. unter Vergütung des dafür nötigen Aufwands).
  • Welche Vertriebskanäle wollen wir? Soll in jedem Dorf ein Milchlädeli stehen mit einer riesigen Käsetheke, an welcher sowohl Emmantaler und Tilsiter als auch Hinterwäldler Schafkäse erhältlich ist? Oder reicht es wenn in kleineren Orten ein Laden steht, der vakumierte Käseabschnitte anbietet und auf Wunsch Spezialitäten bestellen kann? Müssen Leckerbissen überall gleich viel kosten oder versteht der Konsument, dass ein Produkt in einem Geschäft mit grosser Auswahl und guter Beratung etwas teurer ist als bei einer Bestellung übers Internet?
  • Kann der Absatz eines Produktes über einen fixierten Verkaufspreis gefördert werden? Wird ein bestimmter Käse eher verkauft, wenn er überall gleichviel kostet oder gibt es wichtigere Gründe, ihn in den Einkaufkorb zu legen (Geschmack, Konsistenz, ...)? Wird ein Discounter ein Nischenprodukt ins Sortiment aufnehmen, nur weil er es zum gleichen Preis verkaufen kann wie das Spezialitätengeschäft? - Oder führt der Discounter sowieso immer nur gut absetzbare Massenware, egal, ob der Verkaufspreis frei oder fixiert ist?

Aufgabe:
Ersetze
  • Bauer durch Autor
  • Milchprodukte durch Bücher
  • Milchverarbeiter durch Verlag
  • Milchladen durch Buchhandlung
und prüfe, ob ein fixierter Endverkaufspreis mit den neuen Wörtern mehr Sinn macht als mit den alten.
Wenn nein: Lasst uns zielführendere Wege finden, um die Vielfalt in der Welt der Bücher zu sichern. Wer Bücher liebt, wie ich, will verhindern, dass der Buchhandel an fixierten Endverkaufspreisen zugrunde geht.

Ich habe viele Jahre im Buchhandel (Zwischen- und Endhandel) gearbeitet. Ich kenne das Geschäft und weiss deshalb, weshalb ich gegen die Buchpreisbindung bin.

Dienstag, 7. Februar 2012

Sammelaktionen, bei denen das Sammeln zur Nebensache wird

Animanca: Steine und Sammeltüte
Nach Nanomania, Dominomania und Quizmania läuft in der Migros aktuell Animanca. Es gilt, Spielsteine zu sammeln, die man allerdings nur erhält, wenn man genügend Umsatz generiert - oder die anderen Kunden richtig einschätzt.

Unter den Migroskindern gibt es drei Gruppen: Jene, die die Sammelaktionen liebt, jene, die sie hasst und jene, denen sie egal sind. Ich gehöre definitiv zur ersten Gruppe. Nicht, weil ich wirklich scharf auf die Sammelartikel bin, sondern weil wir uns einen Spass daraus machen, die anderen Kunden einzuschätzen.

Beuteschema: Jung und Single
Bevor wir uns an einer Kasse in die Reihe stellen, versuchen wir herauszufinden, wo man am ehesten Steine erbetteln kann.
Kunden, die selber Kinder zu Hause haben könnten, sind schlecht. Sie brauchen die Steine für die eigene Familie.
Senioren ergeben auch selten eine gute Ausbeute. Sie wurden bereits von den Enkeln und Nachbarskindern auf die begehrten Sammelartikel angesetzt.
Fast immer klappt das Schnorren bei jungen Singeln. Keine eigenen Kinder, keine Enkel, sie verschenken gerne an Unbekannt.

Trainierter Hundeblick
Der Grosse und ich sprechen uns vor der Kasse jeweils kurz ab. Alle Schlangen checken, und hoffen, die richtige erwischt zu haben. Wenn der Kunde vor einem am Bezahlen ist, ist die Konzentration am höchsten. Wenn auf die Frage der Kassierin "Sammled Si d Stei?" ein gelangweiltes "Nei" des Kunden folgt, muss man blitzschnell reagieren. "Dörf ich's ha?" fragt der 4jährige schnell, so dass niemand seinem Hundeblick widerstehen kann. Sammeln wird so zur Nebensache. Genau beobachten und den Mut aufbringen, wildfremde Menschen anzusprechen, gehören genau so dazu.

P.S.: Der Grosse weiss natürlich, dass er Fremde nur ansprechen darf, wenn Mama oder Papa dabei sind.

Statt Buchpreisbindung: Buchhandlungen fit machen

        © Benjamin Thorn / pixelio.de

Buchhandlungen müssen seit einigen Jahren in einem harten Umfeld bestehen. Der Schweizerische Buchhändler- und Verlegerverband SBVV sucht das Heil in vorgeschriebenen Verkaufspreisen für Bücher. Besser wäre es, er würde seine Mitglieder für die kommenden Herausforderungen fit machen.

Bis 2007 gab es in der Schweiz die Buchpreisbindung, der Verlag gab den Endverkaufspreis für einen Titel verbindlich vor. Der Buchhändler musste keine Preise kalkulieren, und weil dieses System so bequem war, wurden auch Titel zu unverhandelbaren Fixpreisen verkauft, die gar nicht unter die Buchpreisbindung fielen (z.B. englische Titel).

Kleine Buchhandlungen in Schieflage
Bereits zu Zeiten der Buchpreisbindung hatten es kleine Buchhandlungen schwer. Grosse Ketten eröffneten zum Teil mehrstöckige Büchereinkaufszentren, andere konzentrierten sich auf Bestseller. Viele traditionsreiche, kleine Buchhandlungen mussten schliessen.
Die Aufhebung der Buchpreisbindung entschärfte das Problem nicht. Die Grossbuchhandlungen und Bestsellerschleudern kalkulierten ihre Preise neu, konnten gut laufende Titel günstiger anbieten und verdienten das Geld mit der abgesetzten Masse. Kleinere Buchhandlungen mit guter Beratung konnten trotz vergleichsweise höherer Preise bestehen. Einige Buchhandlungen mussten leider schliessen.

Preis nicht ausschlaggebend
Die Befürworter der Buchpreisbindung argumentieren, dass festgeschriebene Preise die kleinen Buchhandlungen vor zerstörerischem Preiskampf schützen würden. Dabei verschweigen sie, dass bereits vor dem Fall der Preisbindung ein "Lädelisterben" stattgefunden hatte. Die Preise können also nicht alleine Schuld sein.
Ich sehe die Gründe vielmehr bei den Einkaufsgewohnheiten der Kunden. Es sind längst nicht mehr nur Freaks, die übers Internet einkaufen, es ist die breite Masse. - Und je mehr Einkäufe online getätigt werden, desto weniger "Offline-Einkaufsmöglichkeiten" braucht es. Dies betrifft sämtliche Bereiche: Elektronik, Möbel, Reifen, Lebensmittel und eben auch Bücher. Ein Lädelisterben ist die Folge, und die lässt sich nicht mit festen Verkaufspreisen aufhalten.

Bücher brauchen kein Ladengeschäft
Im Gegensatz zu Winterreifen oder Lebensmitteln muss ein Buch nicht physisch vorhanden sein. Ein Download auf einen Reader reicht. Gleichzeitig setzen immer mehr junge Autoren auf das Modell "Book on Demand (BoD)". Hier wird das Buch erst bei einer Bestellung gedruckt, gebunden und direkt ab Druckerei/Buchbinderei an den Leser geschickt. Bei beiden Modellen verhindert die Buchpreisbindung nicht, dass die Buchhandlungen immer weniger Kunden haben.

SBVV setzt auf das falsche Pferd
Der Vertrieb von Literatur verlagert sich immer mehr weg von der klassischen Buchhandlung. Der Ferienkrimi wird auf das Kindle geladen, Jungautoren vertreiben ihre Werke über BoD und statt eines 20bändigen Lexikons googelt man neues Wissen.
Und wie reagiert der SBVV auf diese Entwicklung? - Er fordert fixe Buchpreise. Glaubt jemand ernsthaft daran, dass auch nur ein einziger Kunde seinen E-Book-Reader weglegt, wenn ein gedrucktes Buch zum gleichen Preis erhält wie die Datei? Quatsch! Wer lieber einen leichten Reader mit in den Urlaub nimmt als 5 Bücher, wird das auch in Zukunft tun.
Selbst wenn der SBVV die Abstimmung gewinnen sollte, löst er das Problem der kleinen Buchhandlungen nicht. Im Gegenteil.

Innovation statt veraltete Modelle
Nur innovative Händler werden im Markt bestehen. Das sind Buchhandlungen, die eine sehr gute, individuelle Beratung anbieten und gleichzeitig an den Markt angepasste Ideen umsetzen. Hier einige Ideen von mir (einem ehemaligen Lehrlingsausbildner in einer Buchhandlung):
Konzentration auf eine Sparte: Diese Idee ist nicht neu, kann aber funktionieren. In Zürich existiert zum Beispiel seit vielen Jahren der Erotic Book Store. Andere Händler konzentrieren sich auf Comics, französische Literatur, ...
Patenschaft für junge AutorInnen: Begleitet junge Autoren, indem ihr ihre Bücher im Sortiment habt und ganz gezielt Werbung macht für sie. Organisiert Lesungen, gebt ihnen eine Bühne. Richtet eine Sitzecke ein, wo die Autoren vorbeischauen, einen Kaffee trinken, mit Kunden diskutieren und nebenbei eine Widmung ins eben erworbene Buch schreiben. Macht die Buchhandlung zum Paradies für Entdecker neuer Schreiber!
Gezielt Rabattaktionen durchführen: Auch das keine neue Idee, aber mit der Buchpreisbindung nicht möglich. Nur ohne Buchpreisbindung könnt ihr vor den Sommerferien, wenn das Geschäft sowieso flau ist, versuchen, eine schöne Masse Bücher abzusetzen, indem ihr Ferienrabatt gewährt. Auch Geburtstags-, Muttertags-, Kälte- und andere Rabatte sind nur ohne Buchpreisbindung möglich. Mit Buchpreisbindung ist jede Form von Rabatten verboten.

Förderung statt Blockade
Statt eines teuren Abstimmungskampfes würde der SBVV das Geld besser in die Weiterbildung seiner Mitglieder stecken. Die Buchhändler sind Fachleute rund ums Buch, aber die wenigsten von ihnen sind Marketingprofis. Hier muss der SBVV ansetzen. Nicht in der Durchsetzung veralteter Ideen, die in der heutigen Zeit nicht mehr funktionieren.

Ich habe viele Jahre im Buchhandel (Zwischen- und Endhandel) gearbeitet. Ich kenne das Geschäft und weiss deshalb, weshalb ich gegen die Buchpreisbindung bin.

Freitag, 3. Februar 2012

Buchpreisbindung: Ein Schuss ins eigene Knie

© RainerSturm / pixelio.de
Ohne vorgeschriebene Buchpreise geht es den Buchhändlern besser, dann können sie die Preise nämlich selber kalkulieren. Sind die Buchpreise vorgeschrieben, hat auch der Preisüberwacher ein Wörtchen mitzureden.


Im Handel gilt normalerweise: Jeder Händler kalkuliert seine Preise aufgrund der konkreten Kosten. Miete, Nebenkosten, Personal, Marketing - all das bezahlt letztendlich der Kunde. Heute gilt dies auch im Buchhandel: Jeder Buchhändler legt die Preise für die Bücher so fest, dass seine Kosten gedeckt werden.


Preis maximal 8% höher als in Deutschland
Ein wichtiger Aspekt geht bei der Diskussion um die Buchpreisbindung gerne vergessen: Feste Buchpreise bedeuten nicht, dass die Verlage die Buchpreise frei festlegen dürfen. Sobald die Buchpreise fixiert sind, sorgt der Preisüberwacher dafür, dass ein Titel nicht mehr als 8% teurer ist als in Deutschland. Laut Andreas Grob, Leiter Buchzentrum Olten (der grösste Zwischenhändler im schweizer Buchhandel), führt dies zu einem Preisrutsch von 15%! Wenn diese Zahl stimmt, dürfte der SBVV seinen Mitgliedern einiges zu erklären haben.


Geht die Beratung verloren?
Wer Produkte mit einem vorgeschriebenen Preis verkaufen muss, muss unter Umstände mehr verkaufen und die Aufwandseite so gestalten, dass die Kosten durch die Einnahmen gedeckt werden können.
Mehr verkaufen bedeutet, mehr Verkaufsfläche für Bestseller zu reservieren. Genau dies sollte die Buchpreisbindung laut SBVV aber verhindern.
Auf der Aufwandseite sind Einsparungen beim Personal am effektivsten. Damit verzichtet der Buchhandel aber auf ihren wichtigsten Trumpf: die persönliche Beratung, mit der er sich gegen die Online-Händler abgrenzen will. 


Beratung bedeutet Neues zu entdecken
Ich persönlich lasse mich gerne von meinem Lieblingsbuchhändler beraten und entdecke so Autoren, die ich alleine nie gefunden hätte. Dafür bezahle ich gerne etwas mehr als im Versandbuchhandel.

Ich habe viele Jahre im Buchhandel (Zwischen- und Endhandel) gearbeitet. Ich kenne das Geschäft und weiss deshalb, weshalb ich gegen die Buchpreisbindung bin.

Idee für den Samstagabend: Sonntagszopf backen


Den Sonntagszopf für einmal selber machen:

Zutaten:
  • 400 ml Wasser, handwarm (ca. 25-30°C)
  • 50 g Butter, weich
  • 2,5 TL Salz
  • 800 g Mehl
  • 1 Würfel Frischhefe oder 2 Beutel Trockenhefe
  • 1 EL Zucker
  • 1 Eigelb oder etwas Milch
Teig herstellen:
  • Wasser, Butter und Salz in eine Schüssel geben
  • Mehl dazugeben
  • Hefe (zerbröselt) und Zucker auf dem Mehl verteilen
  • zu einem geschmeidigen Teig kneten (er soll nicht zu trocken sein, aber auch nicht mehr an den Fingern kleben)
Ruhen lassen:
  • Schüssel mit Frischhaltefolie oder einem feuchten Tuch zudecken
  • Teig bei Raumtemperatur ca. 1 Stunde gehen lassen
Zopf flechten:
  • Teig halbieren, zwei gleich lange Stränge formen
  • Zu einem Zopf flechten (Video auf Youtube)
  • Eigelb mit etwas Wasser verdünnen, Zopf damit einpinseln
  • Zopf ca. 20 min. stehen lassen
Backen:
  • Ofen auf 210°C vorheizen (Umluft)
  • Zopf 10 Minuten bei 210° backen, dann Temperatur auf 180° reduzieren (ohne die Ofentür zu öffnen)
  • Zopf weitere 23-25 Minuten backen (totale Backzeit also 33-35 Minuten)
    Die Backzeit gilt für den Profi Steam von Electrolux. Andere Modelle evtl. abweichend.

Zopf auf Gitter auskühlen lassen, geniessen!

Dienstag, 31. Januar 2012

Preisbindung gilt nur für Kunden, nicht für Buchhändler

© berlin-pics / pixelio.de
Wird die Buchpreisbindung wieder eingeführt, hat ein Buch einen bestimmten, vorgegebenen Preis. Dieser wird vom Verlag vorgeschrieben. Es ist verboten, Rabatte zu gewähren. - Ausser man ist Buchhändler.

Das Wetter in den Skiferien ist lausig, kein Hund geht vor die Tür. Spätestens am dritten Tag mag man nicht mehr fernsehen, es gelüstet einen nach einem spannenden Krimi in Buchform.

Rabatt an normale Kunden verboten
Die lokale Buchhandlung freut sich über das Wetter und hat die Regale gefüllt (wahrscheinlich mit Bestsellern, weil die Kundschaft lieber King als Hürlimann liest). Auch wenn sich die ganze Familie mit Büchern eindeckt, es bringt nichts, nach einem Familienrabatt zu fragen. "Ist leider nicht erlaubt", wird der Buchhändler sagen, mit einem eingeübten Tonfall, der meint "Ich würde ja gerne, wenn da nicht die Buchpreisbindung wäre." Tatsächlich freut er sich darüber, keine Preise kalkulieren zu müssen.

Kollegenrabatt (10%) erlaubt
Wenn dieser Buchhändler nun aber selber in die Ferien geht und unerwartet schlechtes Wetter vorfindet, was tut er dann? Er geht in die lokale Buchhandlung, sucht sich ein Buch aus und geht zur Kasse. Dort fragt er nach Kollegenrabatt. Diesen Rabatt von 10% gewähren sich Buchhändler gegenseitig. Das zeigt, dass Buchhändler die Buchpreisbindung nur cool finden, wenn sie damit ihren Kunden das Geld aus der Tasche ziehen können. Sobald sie selber zu Kunden werden, finden sie sie uncool.

Ich habe viele Jahre im Buchhandel (Zwischen- und Endhandel) gearbeitet. Ich kenne das Geschäft und weiss deshalb, weshalb ich gegen die Buchpreisbindung bin.

Buchhändler kaufen schweizer Bücher im Ausland ein

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Mit der Buchpreisbindung wollen die Buchhändler verhindern, dass Konsumentinnen und Kosumenten günstigere Bücher aus dem Ausland bestellen. Sie selber finden die günstigsten Lieferanten nicht selten in Deutschland.

Einen Artikel per Mausklick bei einem ausländischen Händler bestellen und Geld sparen. Was im Internetzeitalter völlig normal geworden ist, soll für Bücher nicht mehr möglich sein. Ausländische Buchhändler müssen Bücher zu hiesigen Preisen verkaufen, der Kunde spart nichts.

Umsatzstarke Buchhändler selber kaufen aber nicht etwa grundsätzlich beim schweizer Verlag oder Zwischenhändler ein. Warum auch? Im Ausland sind die Bücher günstiger zu haben. So werden Bücher von schweizer Autoren aus schweizer Verlagen zum Zwischenhändler in Deutschland gekarrt, um dann wieder mit einem ganzen Schwarm von Lieferwagen an Buchhändler in der Schweiz zu verteilen. Lieferwagen sind deshalb nötig, weil diese mitten in der Nacht losfahren müssen, um die Buchhändler in der Schweiz im Laufe des Morgens zu erreichen. Wegen des Nachtfahrverbots für den Schwerverkehr können deshalb keine LKWs eingesetzt werden.

Nur die kleinen Buchhändler sind gezwungen, in der Schweiz einzukaufen, weil sie beim deutschen Lieferanten zu wenig Umsatz generieren und deshalb nicht beliefert werden.

Es ist das Recht jedes Kaufmanns, einen Artikel dort einzukaufen, wo er am günstigsten zu haben ist. Es passt aber nicht zum Robin-Hood-Image, das sich Buchhändler geben wollen, wenn sie uns verbieten, im Ausland günstig einzukaufen, um Buchhandlungen (und damit Arbeitsplätze in der Schweiz) zu sichern, selber aber die schweizer Lieferanten umgehen.

Ich habe viele Jahre im Buchhandel (Zwischen- und Endhandel) gearbeitet. Ich kenne das Geschäft und weiss deshalb, weshalb ich gegen die Buchpreisbindung bin.